Am 22. Juli nahmen TSV-Jugendtrainerin Nadine Kowalczyk und der 1. Vorsitzende Lasse Ratjen für den TSV Schülp am Fachforum „Ganztagsschule“ des Landessportverbandes Schleswig-Holstein in Neumünster teil. Anlass war die ab 2026/27 geltende Verpflichtung der Kommunen, jedem Grundschulkind eine Ganztagsbetreuung anzubieten. Während diese Entwicklung zahlreiche Chancen für Vereine wie den TSV Schülp bietet, sind die Herausforderungen – insbesondere für kleinere Vereine – ebenfalls beträchtlich.

Typische Herausforderungen umfassen organisatorische Anforderungen wie die Erfüllung formaler Vorgaben (z. B. Vertragsabschlüsse, Stundenumfang) und begrenzte Fördermittel, bei gleichzeitig hohem Eigenfinanzierungsanteil der Vereine. Zudem benötigt die Offene Ganztagsschule (OGT) pädagogisch qualifizierte Fachkräfte, die in kleinen Vereinen oft schwer zu finden sind. Weiterhin birgt die zeitliche Struktur der OGT die Gefahr, Vereinsangebote in der Freizeit zu verdrängen und sogar Mitgliederschwund zu verursachen. Insbesondere in ländlichen Gebieten fehlen häufig geeignete Sportstätten, wodurch finanzielle und infrastrukturelle Belastungen steigen.
Hinzu kommen Herausforderungen in der Kooperation mit Schulen, da kleinere Vereine oft nur begrenzte Mitbestimmungsmöglichkeiten haben und die notwendige Netzwerkarbeit zeitintensiv ist.
Gleichzeitig bestehen aber auch bewährte Strategien zur erfolgreichen Umsetzung von Ganztagsangeboten. Dazu zählen Kooperationen mit anderen Vereinen oder Schulen, die Nutzung von Sportstudent*innen und erfahrenen Ehrenamtlichen sowie die intensive Vernetzung mit Schulträgern und dem Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV).
Der TSV Schülp sieht in diesem Themenfeld großes Potenzial, erkennt aber zugleich die Notwendigkeit einer umfassenden Diskussion innerhalb des Vereins, um realistische Perspektiven für die Zukunft auszuloten.
Fazit: TSV Schülp will Chancen nutzen, bleibt aber hinsichtlich Umsetzungsmöglichkeiten und Risiken bewusst vorsichtig und offen für Diskussionen.

Faktensheet: Beteiligung kleiner Sport- und Kulturvereine an Offenen Ganztagsschulen (OGS) in Schleswig-Holstein
1. Rechtlicher & organisatorischer Rahmen
- Genehmigung und Förderung : OGS-Angebote dürfen nur durchgeführt werden, wenn Schulträger oder ein beauftragter Kooperationspartner (z. B. Verein) ein abgestimmtes pädagogisches Konzept, Kooperations- & Finanzierungsverträge sowie eine Zeitstruktur von mindestens drei Tagen × 7 Zeitstunden vorlegen (§ 6 SchulG, Richtlinie „Ganztag und Betreuung“) .
- Finanzierung : Landeszuschüsse sind Ermessensleistungen; es besteht kein Rechtsanspruch und sie greifen nur, wenn der Träger mindestens 50 % Komplementärfinanzierung (Eigen-, Dritt- oder Kommunalmittel) bereitstellt .
2. Personelle Ressourcen & Qualifizierung
- Für OGS-Kurse verlangt das Land pädagogisch qualifiziertes Personal; dafür existiert ein Zertifikatskurs „Qualifizierung pädagogischer Mitarbeitender“ der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ in Kooperation mit den Volkshochschulen .
- Der Landessportverband (LSV) empfiehlt, vereinseigene Übungsleiter*innen, Sportstudierende oder ältere Jugendliche nach klaren Qualitätsstandards einzusetzen („Schule + Verein“-Programm) .
3. Zeitstruktur & Konkurrenz zum Vereinsangebot
- OGS erweitert den Schultag bis in den Nachmittag; die gesetzliche Mindestlänge (Unterricht + OGS) beträgt ≈ 07:45 – 15:30 Uhr und bindet Kinder damit an bis zu drei (oft vier) Nachmittagen an die Schule .
- Überschneidungen können zu geringerer Trainingsbeteiligung und Mitgliederrückgang im Verein führen, vor allem im ländlichen Raum mit längeren Fahrwegen.
4. Finanzielle Belastungen & Infrastruktur
- Landesmittel decken nur Teile der Personalkosten; Sachausgaben (Sportgeräte, Materialien, Hallenzeiten) bleiben häufig beim Verein und sind nicht immer förderfähig .
- In dünn besiedelten Regionen fehlt es zudem an geeigneten Räumen für Sport- oder Kulturkurse.
5. Kooperation, Rollenklärung & Mitbestimmung
- Das pädagogische Konzept muss gemeinsam von Schule, Schulträger und Kooperationspartner entwickelt und von Schulkonferenz sowie Jugendhilfe abgesegnet werden; zugleich bestimmt die Schule die Rahmenbedingungen .
- Laut Rahmenvereinbarung zwischen Bildungsministerium und LSV sollen Vereine auf Augenhöhe einbezogen werden, doch kleine Vereine berichten oft von begrenztem Einfluss gegenüber professionellen Trägern .
6. Netzwerkarbeit & Sichtbarkeit
- Schulen bevorzugen zuverlässige Partner. Vereine müssen deshalb aktiv Kontakte zu Schulleitungen, Kommunen und Netzwerkstellen (z. B. Serviceagentur, Jugendhilfe) aufbauen – ein zeitintensiver Prozess .
Gelingensstrategien (praxisbewährt)
Ansatz | Kurzbeschreibung | Mögliche Unterstützer*innen |
---|---|---|
Frühe Konzept-Partnerschaft | Gemeinsam mit Schulträger und Serviceagentur ein tragfähiges OGS-Konzept inkl. Finanzierungsplan erstellen | Serviceagentur „Ganztägig lernen“, Schulträger |
Personal-Pooling | Ressourcen mit benachbarten Vereinen teilen und gemeinsam qualifiziertes Personal einsetzen | Nachbarvereine, LSV-Kreisebene |
Qualifizierungsschiene nutzen | Ehrenamtliche durch Zertifikatskurs (Module 1-10) führen; Aufwand planbar auf mehrere Personen verteilen | VHS-Verbund, LSV |
Flexible Angebotsformate | Kürzere, projektbezogene Kurse (z. B. 8-Wochen-Workshops) reduzieren Überlappung mit Vereinstraining | Schule, Elternvertretung |
Lokale Bildungsnetzwerke | Aktiv in kommunalen Gremien oder „Referenzschulen“ mitarbeiten, um früh in Ausschreibungen eingebunden zu sein | Kommune, Jugendhilfe |